Mal ehrlich, unterwegs sind wir doch immer auf die lokalen Gegebenheiten angewiesen. Zu Hause ist es zumindest für mich relativ einfach, den meisten Müll von vornherein vermeiden zu können, aber unterwegs? Immerhin kenne ich die lokalen Gegebenheiten meist nicht, um diese kennenzulernen und in die lokalen Gepflogenheiten einzutauchen, bin ich ja schließlich angereist. Und im Urlaub auf die lokale Küche, spontane Schlendereien über den Markt oder einen langen Spaziergang an der Strandpromenade möchte man schliesslich nicht verzichten. Ist es also möglich, den Müll auf Reisen komplett zu vermeiden? Oder zumindest zu reduzieren? Ich reise sehr viel, privat und beruflich und deshalb konnte ich dieser Frage irgendwann nicht mehr aus dem Weg gehen.
Anfangs waren Reisen Ausnahmezuständen, in denen fast alles erlaubt war. Schuld waren einfach die lokalen Verfügbarkeiten von zero waste oder nachhaltigen Produkten. Damit habe ich mir selbst verziehen, wenn ich Wasserflaschen oder auch verpackte Lebensmittel kaufen musste. Manchmal auch deshalb, um mich vor möglichen Bakterien in etwas abgelegeneren Gebieten zu schützen. Aber mal ehrlich, meistens sind wir doch sowieso in einigermaßen erschlossenen Gebieten unterwegs, und hier gibt es immer Möglichkeiten, bewusster zu reisen und den Müllberg, den wir unseren Gastgebern hinterlassen so gering wie möglich zu halten. Denn eines ist mal sicher, die Müllentsorgung und die Mülltrennung ist in anderen Ländern oft nicht so zuverlässig geregelt wie in Deutschland. Weit brauchen wir dafür nicht zu reisen, bereits in Italien kämpfen die Kommunen mit achtlos hinterlassenem Müll, Neapel ist dabei sicherlich das bekannteste Beispiel für überfüllte Müllcontainer, mufflige Straßenecken, und einem fehlenden Verständnis und Achtsamkeit für Müllvermeidung, als auch einem kaum vorhandenen Angebot an alternativen Produkten zu einem umweltbewussteren Alltag.

All das hat mich schlussendlich herausgefordert, es mir beweisen zu wollen, dass ich Wege finden werde den Müll, den ich hinterlasse, auf ein Minimum reduzieren zu können. Als Beispiel nehme ich meinen letzten Ausflug an die Amalfiküste Italiens.
Per Nachtzug bin ich mit der ÖBB und Trenitalia nach Rom und dann weiter nach Neapel gereist, meinem ersten Stop. Nicht nur dass die Zugfahrt eine bessere Ökobilanz hat als Flug oder Autofahrt, ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Reise mit dem Zustieg am Münchner Bahnhof begann und meine Aufregung für die Reise ist beim Aufwachen noch mehr gestiegen, als ich draußen die wunderschöne Landschaft der Toskana an mir vorbeiziehen sah. Olivenbäume, wunderschöne alte Palazzos, weite grüne Landschaften mit den typischen Bäumen der Toskana am Horizont. Ein Gefühl von absoluter Freiheit, Vorfreude und Unbeschwertheit hat sich unmittelbar bei mir eingestellt. Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber ich lerne auch die nettesten Bekanntschaften genau auf solchen Reisen kennen.
Kulinarisch hatte ich mich vorbereitet – meine Lunchbox war gefüllt und tummelte sich mit Obst und meiner Wasserflasche von Kleankanteen in einem extra davor vorgesehenen Baumwollbeutel. Damit konnte ich auch das teure Bordrestaurant vermeiden, wenn es denn überhaupt eines gab!
Hier also meine Basistipps für die Müllvermeidung auf der Reise:
- Eine Wasserflasche, die ihr unterwegs immer wieder auffüllen könnt. Eine neue braucht ihr nicht zu kaufen, die meisten von uns haben noch die gute alte Trinkflasche im Schrank. Aber falls ihr doch was Neues braucht, kann ich Euch die Flaschen von Kleankanteen empfehlen, die gibts auch 100% plastikfrei mit Holz- und Stahlverschluss.
- Eine Lunchbox, aus Edelstahl oder die gute alte Brotbox aus Plastik, so lange wiederverwertbar ist das alles in Ordnung. Damit stellt Ihr sicher, dass ihr auf der Fahrt was leckeres zum essen dabei habt und ihr unterwegs auf den Märkten, beim Frühstück im Hotel, für die Reste im Restaurant immer eine geeignete Aufbewahrung habt. Natürlich sollte die Box in etwa so groß sein, dass sie gut in die Handtasche oder den kleinen Rucksack passt und nicht zu Hause vergessen werden.
- Ich habe noch eine Thermoflasche dabei. Finde ich sehr praktisch, wenn es draußen auch mal nicht so warm ist oder der Kaffee auch im Urlaub to-go sein soll.
- Und schlussendlich besorgt Euch ein paar schöne Stofftaschentücher oder Küchentücher, die Ihr ebenfalls in der Tasche dabei haben solltet. Ich habe mir ein paar schöne selbstgestickte von zwei Omis in Mexiko gekauft und immer wenn ich sie raushole, erinnern sie mich an eine wunderschöne Reise.
Natürlich gibt es noch vieles vieles mehr was man machen kann. Aber wenn wir alle nur mit den obigen Dingen beginnen, haben wir bereits vieles erreicht! Mehr Tipps folgen weiter unten…
Zurück zu Neapel. Die Stadt hat einen schlechten Ruf was die Sauberkeit angeht und ich muss sagen, dem wird die Stadt leider auch gerecht. Neapel ist schmutzig, das ist Realität. Dennoch hat die Stadt in den letzten Jahren schon viel zur Verbesserung gemacht und ich finde, ist ist auf jeden Fall einen Besuch für 1-2 Nächte wert. Es gibt auf jeden Fall hervorragende Restaurants und das ein oder andere kulinarische Erlebnis, selbst für mich als Vegetarierin.

Mein Hotel war ein kleines B&B in zweiter Reihe der Strandpromenade – Sehr zu empfehlen Palazzo Chiatamone, sehr sauber, sehr freundliches Team. Allerdings ist das Frühstück sehr plastikfroh! Plastikbecher, Brot in Plastik, und kleine Marmeladen, Nutella, Butter – alles in Plastik. Für den Müll gibt es dann eigens einen Mülleimer auf den Tischen. Nicht besonders apetittlich. Damit hat sich mein Frühstück auf das Obst reduziert.


Zu meiner Enttäuschung habe ich auf der Reise keinen einzigen Laden gefunden, der Wasserflaschen zumindest in Glas verkaufte, und das Leitungswasser ist in Neapel alles andere als empfehlenswert. Wer sich wundert warum, der recherchiert am besten mal nach Neapel, Mafia und Giftmüll im Internet. Vielleicht war ich zu vorsichtig, aber es musste doch noch einen anderen Weg geben als Leitungswasser oder Plastikflaschen?!? Und ich meine jetzt nicht, komplett auf Wein umzustellen, auch wenn der natürlich ganz hervorragend war.
Ich fand schliesslich heraus, dass die Restaurants Wasser in Recycle – Glasflaschen nutzen, und damit war die Lösung gefunden! Bei jedem Restaurantbesuch habe ich einfach meine Trinkflasche aufgefüllt, ganz ungeniert am Tisch nach dem Essen. Im Hotel Ca’pa, einem traumhaften Hotel in Praiano der Amalfiküste das ich wirklich wärmstens empfehlen kann, konnte ich auch im Küchenrestaurant Glasflaschen bestellen um unsere Flaschen aufzufüllen. Das Ca’Pa war genau das Gegenteil zu Neapel und den anderen Orten die wir gesehen haben, dort gab es in den Zimmern keine einzige Plastiktüte, weder für die Wäsche noch für den Müll, alles war waschbar und wiederverwertbar. Das Frühstück war komplett müllfrei bis auf die Teebeutel, und die bestanden sogar aus organischer Baumwolle. Als Pflegeartikel haben sie Marke Aesop genutzt, zwar in Plastikflaschen, dafür immerhin mit natürlichen Zusatzstoffen. Wie wunderschön der Ort war, zeigen am besten die Fotos.
Damit habe ich es auch für den kompletten Rest der Reise geschafft, keine einzige Plastikflasche kaufen zu müssen und nebenbei auch nie Wasser auf dem Tisch stehen lassen zu müssen. Klar, Leitungswasser wäre das Ultimum, aber ich war mit dieser Lösung wirklich schon ganz happy.
Eine weitere große Ursache für Müll ist die Kosmetik die wir mit dabei haben. Auch hier ist es sehr einfach, die größten Plastikquellen zu vermeiden. Hier meine Tipps:
- Festes Haarshampoo – nicht nur leichter im Gepäck, auch komplett unverpackt und plastikfrei
- Olivenöl – ich habe immer ein kleines Fläschchen dabei als Allheilmittel für die Haut und die Nägel. Manchmal nehme ich auch Jojobaöl mit.
- Zahnpastatabletten statt herkömmliche Zahnpasta – Nicht nur dass die meisten Zahnpasten unglaublich viel Mikroplastik enthalten, sie sind natürlich auch in Plastik verpackt. Ich nehme auf den Reisen immer die Tabletten mit, für kürzere Strecken hatte ich aber auch schon eine kleine Tube selbstgemachter Zahnpasta dabei, die ich noch viel mehr mag als die Tabletten.
- Seife statt Duschgel – nicht nur für den Körper, damit könnt ihr auch vermeiden, die Seife im Hotel öffnen und liegen zu lassen, Riesenverschwendung, Müll fällt an und häufig sind die Hotelseifen sowieso mit Palmenöl oder Plastik versehen
Auch hier gibt es noch viel mehr Tipps, der Kosmetikbeutel lässt sich komplett müllfrei gestalten. Mehr geht immer! Ein wesentlicher Anfang ist bereits mit obiger Liste gemacht, auch hier ist der Einfluss, den jeder einzelne von uns haben kann, enorm!
Übrigens hänge ich das ‚BITTE NICHT STÖREN‘ Schild an meine Zimmertür im Hotel, denn meine Erfahrung zeigt, dass nur das putzwütige Zimmerdamen davon abhält, meine säuberlich aufgehängten Handtücher auszutauschen.
Mir hat vor allem mein kurzer Ausflug nach Italien gezeigt, dass es immer eine Lösung gibt. Deshalb mein Tipp für Euch, schaut Euch die Gegebenheiten an und findet die passende Lösung mit dem geringsten Aufwand für Euch aber der höchsten Auswirkung für die Umwelt. Eine gewisse Vorbereitung oder auch der Wille, überhaupt einen Weg finden zu wollen, sind dabei natürlich Voraussetzung. Und eine minimale Müll vermeidende Grundausstattung an nachhaltigen Produkten auch.
Falls Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, lasst es mich wissen, ich freu mich immer sehr über Inspriationen! Wir können alle ein bisschen mehr waste warrior sein!