Nach dem Carsharing erobert jetzt auch das Konzept des Elektroroller-Sharing unsere Großstädte, wie vom Anbieter emmy in München. Hier flitzen die kleinen roten Roller immer häufiger lautlos an einem vorbei und man bekommt fast den Eindruck, als wolle man die Stadt in eine italienische Metropole verwandeln. Nun gut, das ist etwas übertrieben formuliert, denn so weit sind wir heute zugegebenerweise noch nicht. NOCH nicht.
Grundsätzlich möchte ich betonen, dass ich ein großer Fan von Carsharing und Co. bin; ich nutze selbst CarToGo wenn ich unterwegs ein Auto benötige. Auch die Vorstellung von leiseren Straßen und sauberer Luft klingt für mich sehr verlockend. Andererseits bin ich mir der polarisierenden öffentlichen Debatte um Elektroautos bewusst, unter anderem bedingt durch die ressourcenaufwändige Herstellung des Akkus, die den Einsatz von seltenen Erden erfordert.
Da die sportlichen kleinen Gefährten nun immer häufiger in der bayrischen Hauptstadt zu sehen sind und damit eine neue Möglichkeit darstellen, lautlos durch die Stadt zu flitzen, wollte ich mich mal mit diesem Thema auseinandersetzen. Wie nachhaltig ist das Konzept des Elektroroller-Sharing? Wie umweltfreundlich sind die Elektroroller? Die Vor- und Nachteile findest Du im Anschluss so gut wie möglich von mir zusammengefasst.
Roller fahren – Ein Gefühl von Dolce Vita und Wendigkeit
Wer kennt es nicht aus Italien, wo sich tausende Roller ihren Weg durch die Autokarawanen bahnen, teilweise in so halsbrecherischer Art und Weise, bei welcher es uns regelkonformen Deutschen Angst und Bange werden kann. Das Knattern hört man oft schon, bevor Roller oder Vespa überhaupt in Sicht sind. Eine Fahrt mit dem Roller schmeckt nach Sommer, Freiheit und Unabhängigkeit, und seien wir mal ehrlich, irgendwie fühlt man sich auch immer ein bisschen sexy und junggeblieben.
Parkplatzsuche ist mit dem Roller auch kein Problem mehr und mit ein bisschen Glück lässt sich auch die U-Bahn zeitlich übertrumpfen.
Dieses schöne Lebensgefühl gepaart mit der praktischen Wendigkeit, haben sich nun viele Anbieter zunutze gemacht, um das Konzept des Roller-Sharings einzuführen. Und das nicht mit gewöhnlichen Rollern, sondern mit Elektrorollern.
Die roten emmys stehen für Freiheit und Spass
In München gibt es bislang einen Anbieter: die roten Elektroroller von emmy. Das Geschäftsgebiet deckt das ganze Zentrum ab. Zwei Helme liegen in jedem emmy parat und für die Empfindlichen gibt es auch einen Haubenschutz zwecks Hygiene. Das ganze kostet 19 cents pro Minute, der Tagessatz liegt bei 24 Euro. Damit ist der emmy durchaus konkurrenzfähig zu den Öffentlichen, vom Sendlinger Tor bis zur Reichenbachbrücke kommt man gerade mal auf ca. 1 Euro. Der Anmeldeprozess ist unkompliziert und relativ schnell. Ein kurzes Video erklärt die Handhabung, so dass auch jeder zwischen Bremse und Gashebel unterscheiden kann. Ausserdem bekommt emmy in München Ökostrom von Green-City AG.
Allerdings haben sich bereits kritische Stimmen gemeldet, so wie der ADAC, der vor allem die allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Handhabung im Schadensfall kritisiert.
Trotzdem, die Vorteile liegen auf der Hand und lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Lautlos
- Geringer Stromverbrauch
- Ökostrom (emmy)
- Parkplatzsuche war gestern
- Fahrbar mit normalem Führerschein, oder ab 16 falls mit Führerscheinin
- Praktisch in überfüllten Städten
Nachteile sehe ich in den folgenden Punkten:
- Langlebigkeit der Akkus ist unterschiedlich
- Kälte beeinflusst die Leistungsfähigkeit
- Können leicht übersehen werden, da lautlos unterwegs
- Batterie aus seltenen Erden
In Berlin gibts auch noch die grünen Roller von COUP. Sicherlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die auch nach München kommen.
Elektroakkus erfordern seltene Erden in der Herstellung
Ob es nun jedoch genau Elektroroller sein müssen, das lässt sich so leicht nicht beantworten. Die gute Absicht der Anbieter, den Lärmpegel und die CO2 Ausstöße reduzieren und den Städtern eine schnelle und wendige Fortbewegung in Zeiten überfüllter Straßen und Parkplatzmangel bieten zu wollen, lässt sich nicht abstreiten. Im Gegenteil, das ist durchaus nachvollziehbar und grundsätzlich zu unterstützen. Auch der Trend zu geteiltem Besitz ist eine super Sache.
Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Herstellung von den Batterien den Einsatz von seltenen Erden erfordert. Die Batterien für die E-Roller werden unter anderem aus Kupfer und Kobalt hergestellt, welche beim Abbau und Transport sehr viel Staub verbreiten. Dieser Staub beinhaltet dann natürlich auch die giftigen Metalle.
Wenn man die Elektroroller nur aus dieser Perspektive betrachtet, so muss man sie zwangsweise und eindeutig als umweltschädlich einstufen.
Sharing is Caring
Ich habe über all die Vor- und Nachteile nachgedacht und mir zunächst schwer getan, eine eindeutige Position zu diesem Thema zu beziehen. Ich bin jedoch zum Schluss gekommen, das man das Gesamtpaket in Betracht ziehen muss. Für einen detaillierten Vergleich zwischen Elektrorollern und Benzinrollern fehlt mir das erforderliche Expertenwissen.
Deshalb überwiegt die Kombination aus besserer Luft, leiseren Städten und geteiltem Besitz für mich. Oder was meint Ihr? Ist das zu kurz gesprungen?
Zudem habe ich gelesen, dass bereits viel geforscht und verbessert wird mit dem Ziel, den Einsatz von den seltenen Erden zu reduzieren. Sollte dies tatsächlich erreicht werden, so steht dem Prädikatssiegel ‚umweltfreundlich‘ nichts mehr im Wege.
Ich hoffe, dass meine Zusammenfassung und ehrliche Schlussfolgerung der Elektroroller für Euch hilfreich war. Wie immer freue ich mich über (konstruktive) Beiträge!
Eure Karin
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